Liebe Mitbürger,
die Entscheidungen, zu denen sich die Kanzlerin auf dem Gipfeltreffen der EU-Länder gezwungen sah, waren falsch. Wir, Wirtschaftswissenschaftlerinnen und Wirtschaftswissenschaftler der deutschsprachigen Länder, sehen den Schritt in die Bankenunion, die eine kollektive Haftung für die Schulden der Banken des Eurosystems bedeutet, mit großer Sorge. Die Bankschulden sind fast dreimal so groß wie die Staatsschulden und liegen in den fünf Krisenländern im Bereich von mehreren Billionen Euro. Die Steuerzahler, Rentner und Sparer der bislang noch soliden Länder Europas dürfen für die Absicherung dieser Schulden nicht in Haftung genommen weden, zumal riesige Verluste aus der Finanzierung der inflationären Wirtschaftsblasen der südlichen Länder absehbar sind. Banken müssen scheitern dürfen. Wenn die Schuldner nicht zurückzahlen können, gibt es nur eine Gruppe, die die Lasten tragen sollte und auch kann: die Gläubiger selber, denn sie sind das Investitionsrisiko bewusst eingegangen und nur sie verfügen über das notwendige Vermögen.
Die Politiker mögen hoffen, die Haftungssummen begrenzen und den Missbrauch durch eine gemeinsame Bankenaufsicht verhindern zu können. Das wird ihnen aber kaum gelingen, solange die Schuldnerländer über die strukturelle Mehrheit im Euroraum verfügen. Wenn die soliden Länder der Vergemeinschaftung der Haftung für die Bankschulden grundsätzlich zustimmen, werden sie immer wieder Pressionen ausgesetzt sein, die Haftungssummen zu vergrößern oder die Voraussetzungen für den Haftungsfall aufzuweichen. Streit und Zwietracht mit den Nachbarn sind vorprogrammiert. Weder der Euro noch der europäische Gedanke als solcher werden durch die Erweiterung der Haftung auf die Banken gerettet; geholfen wird statt dessen der Wall Street, der City of London – auch einigen Investoren in Deutschland – und einer Reihe maroder in- und ausländischer Banken, die nun weiter zu Lasten der Bürger anderer Länder, die mit all dem wenig zu tun haben, ihre Geschäfte betreiben dürfen.
Die Sozialisierung der Schulden löst nicht dauerhaft die aktuellen Probleme; sie führt dazu, dass unter dem Deckmantel der Solidarität einzelne Gläubigergruppen bezuschußt und volkswirtschaftlich zentrale Investitonsentscheidungen verzerrt werden.
Bitte tragen Sie diese Sorgen den Abgeordneten Ihres Wahlkreises vor; unsere Volksvertreter sollen wissen, welche Gefahren unserer Wirtschaft drohen.
Hanns Abele (Wien)
Werner Abelshauser (Bielefeld)
Klaus Adam (Mannheim)
Hanjo Allinger (Deggendorf)
Niels Angermüller (Göttingen)
Thomas Apolte (Münster)
Gerhard Arminger (Wuppertal)
Lutz G. Arnold (Regensburg)
Ludwig von Auer (Trier)
Phillip Bagus (Madrid)
Ulrich Baßeler (Berlin)
Sascha Becker (Warwick)
Tilman Becker (Hohenheim)
Gerard J. van den Berg (Mannheim)
Annette Bergemann (Mannheim)
Peter Bernholz (Basel)
Norbert Berthold (Würzburg)
Thomas Beißinger (Hohenheim)
Martin Biewen (Tübingen)
Charles B. Blankart (Berlin)
Eckhart Bomsdorf (Köln)
Michael Braulke (Osnabrück)
Friedrich Breyer (Konstanz)
Gerrit Brösel (Hagen)
Jeanette Brosig-Koch (Duisburg-Essen)
Walter Buhr (Siegen)
Carsten Burhop (Köln)
Volker Caspari (Darmstadt)
Dieter Cassel (Duisburg/Essen)
Norbert Christopeit (Bonn)
Christian Conrad (Heidelberg)
Erich Dauenhauer (Landau)
Manfred Deistler (Wien)
Alexander Dilger (Münster)
Klaus Diller (Koblenz)
Jürgen B. Donges (Köln)
Axel Dreher (Heidelberg)
Hilmar Drygas (Kassel)
Peter Egger (Zürich)
Wolfgang Eggert (Freiburg)
Jürgen Eichberger (Heidelberg)
Patrick Eichenberger (Zug)
Winand Emons (Bern)
Alfred Endres (Hagen)
Mathias Erlei (Clausthal-Zellerfeld)
Hans Fehr (Würzburg)
Stefan Felder (Basel)
Cay Folkers (Bochum)
Reto Föllmi (St. Gallen)
Andreas Freytag (Jena)
Jan Franke-Viebach (Siegen)
Michael Fritsch (Jena)
Markus Frölich (Mannheim)
Wilfried Fuhrmann (Potsdam)
Michael Funke (Hamburg)
Werner Gaab (Bochum)
Günther Gebhardt (Frankfurt)
Gerhard Gehrig (Frankfurt)
Norbert Göötz (Nürtingen-Geislingen)
Egon Görgens (Bayreuth)
Volker Grossmann (Freiburg/Schweiz)
Joachim Grammig (Tübingen)
Wolf-Heimo Grieben (Würzburg)
Thomas Gries (Paderborn)
Josef Gruber (Hagen)
Erich Gundlach (Hamburg)
Andreas Haaker (Hagen)
Hendrik Hakenes (Bonn)
Gerd Hansen (Kiel)
Hans Hartwig (Münster)
Andreas Haufler (München)
Harry Haupt (Bielefeld)
Nikolaus Hautsch (Berlin)
Burkard Heer (Augsburg)
Maik Heinemann (Potsdam)
Arne Heise (Hamburg)
Christoph Helberger (Berlin)
Florian Heiss (Mainz)
Olaf Henkel (München)
Thomas Hering (Hagen)
Carsten Herrmann-Pillath (Frankfurt)
Matthias Hertweck (Konstanz)
Helmut Herwartz (Kiel)
Hans Hirth (Berlin)
Stefan Hoderlein (Boston)
Stefan Homburg (Hannover)
Jürgen Jerger (Regensburg)
Uwe Jirjahn (Trier)
Martin Junkernheinrich (Kaiserslautern)
Leo Kaas (Konstanz)
Peter Kappelhoff (Wuppertal)
Alexander Karmann (Dresden)
Michael Kastner (Heidelberg)
Frank Keuper (Hamburg)
Gebhard Kirchgässner (St. Gallen)
Oliver Kirchkamp (Jena)
Guy Kirsch (Freiburg/Schweiz)
Roland Kirstein (Magdeburg)
Eckart Klingelhöfer (Pretoria)
Martin Kloyer (Greifswald)
Rainer Knigge (Berlin)
Kai Konrad (Berlin)
Dietmar Kraft (Münster)
Walter Krämer (Dortmund)
Tim Krieger (Paderborn)
Hans-Martin Krolzig (Canterbury)
Jens Krüger (Darmstadt)
Jörn Kruse (Hamburg)
Rainer Künzel (Osnabrück)
Franz Peter Lang (Braunschweig)
Martin Leschke (Bayreuth)
Roman Liesenfeld (Kiel)
Otto Loistl (Wien)
Jürgen Löwe (St. Gallen)
Bernd Lucke (Hamburg)
Helga Luckenbach (Gießen)
Helmut Lütkepohl (Berlin)
Ernst Maug (Mannheim)
Stefan May (Ingolstadt)
Georg Meran (Berlin)
Peter Mertens (Nürnberg)
Matthias Messner (Mailand)
Dirk Meyer (Hamburg)
Georg Milbradt (Dresden)
Gertrud Moosmüller (Passau)
Karl Mosler (Köln)
Georg Müller-Fürstenberger (Trier)
Heiner Müller-Merbach (Kaiserslautern)
Marc-Andreas Muendler (San Diego)
Renate Neubäumer (Koblenz-Landau)
Günter Neubauer (München)
Bernhard Neumärker (Freiburg)
Werner Neus (Tübingen)
Dirk Niepelt (Gerzensee)
Volker Nitsch (Darmstadt)
Peter Oberender (Bayreuth)
Walter Oberhofer (Regensburg)
Ingrid Ott (Karlsruhe)
Wolfgang Pfaffenberger (Bremen)
Hans-Georg Petersen (Potsdam)
Dietmar Petzina (Bochum)
Wilhelm Pfähler (Hamburg)
Eva Pichler (Wien)
Michael Pickhardt (Cottbus)
Winfried Pohlmeier (Konstanz)
Mattias Polborn (Urbana-Champain)
Olaf Posch (Aarhus)
Birger P. Priddat (Witten-Herdecke)
Bernd Raffelhüschen (Freiburg)
Olaf Rank (Freiburg)
Hans-Eggert Reimers (Wismar)
Franko Reither (Hamburg)
Til Requate (Kiel)
Rudolf Richter (Saarbrücken)
Wolfram Richter (Dortmund)
Paul Ridder (Konstanz)
Marc Oliver Rieger (Trier)
Klaus Ritzberger (Wien)
Roland Rollberg (Greifswald)
Gerhard Rübel (Göttingen)
Ralf Runde (Siegen)
Dirk Sauerland (Witten-Herdecke)
Wolf Schäfer (Hamburg)
Malcolm Schauf (Essen)
Horst Schellhaas (Köln)
Bernhard Scherer (London)
Jörg Schimmelpfennig (Bochum)
Burkhard C. Schipper (University of California)
Ulrich Schittko (Augsburg und Friedrichshafen)
Karl Schmedders (Zürich)
André Schmidt (Witten-Herdecke)
Dieter Schmidtchen (Saarbrücken)
Gunther Schnabl (Leipzig)
Hans Schneeweiß (München)
Ronnie Schöb (Berlin)
Klaus Schöler (Potsdam)
Siegfried G. Schoppe (Hamburg)
Matthias Graf von der Schulenburg (Hannover)
Christian Seidl (Kiel)
Franz Seitz (Weiden)
Friedrich L. Sell (Neubiberg)
Gernot Sieg (Braunschweig)
Hans-Werner Sinn (München)
Peter Spahn (Hohenheim)
Georg Stadtmann (Frankfurt/Oder)
Joachim Starbatty (Tübingen)
Thomas Steger (Leipzig)
Martin Steinrücke (Greifswald)
Erich Streißler (Wien)
Wolfgang Ströbele (Münster)
Hans Gerhard Strohe (Oppeln)
Tymon Tatur (Bonn)
Theresia Theurl (Münster)
Stephan Thomsen (Hannover)
Karl-Heinz Tödter (Frankfurt)
Stefan Traub (Bremen)
Siegfried Trautmann (Mainz)
Harald Uhlig (Chicago)
Stefan Voigt (Hamburg)
Andreas Wagener (Hannover)
Gerhard Wagenhals (Hohenheim)
Adolf Wagner (Tübingen/Leipzig)
Martin Wagner (Graz)
Klaus Wälde (Mainz)
Martin Wallmeier (Freiburg/Schweiz)
Gerhard Wegner (Erfurt)
Joachim Weimann (Magdeburg)
Thomas Wein (Lüneburg)
Rafael Weißbach (Rostock)
Heinz-Dieter Wenzel (Bamberg)
Robert K. von Weizsäcker (München)
Frank Westermann (Osnabrück)
Hans Wielens (Münster)
Otto Wiese (Münster)
Michael Wolf (Zürich)
Elmar Wolfstetter (Berlin)
Klaus F. Zimmermann (Bonn)
Achim Zink (Karlsruhe/Wien)
Danke für diese Initiative!
Urs Birchler und Monika Bütler analysieren im heutigen Tagesanzeiger die beiden ernstzunehmenden Aufrufe (Sinn u.a. und Hellwig u.a.) der letzten Tage zur Bankenunion. Die Lektüre ist empfehlenswert.
„Wir staunen, bestätigt doch gerade dieses Programm die Befürchtungen von Sinn & Co: Am Ende kassiert die Wallstreet.“
Das ist so nicht korrekt. Man muss sich das doch so vorstellen: wird etwas real erschaffen oder real verwässert ? Ein Programm wie TARP kommt durch die öffentliche Seite und ist durch nichts wirklich „gedeckt“. Natürlich bekommen die Institute etwas zurück, aber es ist kein Kapitalaufbau, wie im liberalen Kapitalismus, vorhanden, sondern durch Steurgeldern finanziert. Deshalb „profitiert“ dadurch auch nicht die „Wall Street“, weil ihr Kapitalstock verwässert wird UND die Realbasis auf Grund von politisch unwirtschaftlichen Entscheidungen nicht expandiert. Die „Gewinne“ sind dann Scheingewinne die sie selber später mit erhöhten Risikoprämien bezahlen müssen. Natürlich sind diese bis jetzt nicht sichtbar, weil sie noch verstärkend den Arm der Notenbanken haben, die diesen Mechanismus abfedern. Aber nochmals: kein vernünftiger Banker würde so etwas als „Profit“ verstehen. Das Problem ist und bleibt, dass die Regierungen das System korrumpiert haben – weltweit.