Das mediale Bild des Unternehmers wird häufig von negativen Konnotationen geprägt. Oft findet er sich in der “bad guy“-Rolle: in politischen Talk-Formaten, ja selbst in Schulbüchern. Dabei ist eine erfolgreiche Wirtschaft ohne Unternehmer nicht denkbar.
Es ist eine Binsenweisheit und doch muss man selbst für einen so selbstverständlichen Satz im unternehmerskeptischen Deutschland die Trommel rühren: Wo es keine Unternehmerinnen und Unternehmer gibt, da gibt es keine Arbeitsplätze und damit auch keine Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. In Sonntagsreden besingen Politiker aller Couleur zwar den deutschen Mittelstand, der ganz überwiegend von unternehmerischen Eigentümern geprägt ist. Aber wenn der Gesetzgeber konkret wird, produziert er bürokratische Gängelung, unterminiert die unternehmerische Freiheit, erschwert Innovation und Investition. Unternehmerorganisationen werden grundsätzlich als Wirtschaftslobbyisten abgestempelt, während die organisierten Vertreter der Arbeitnehmer, die Gewerkschaften, allgemein als uneigennützige Schutzpatrone der abhängig Beschäftigten akzeptiert sind. Mit dem Unternehmer sind meist negative Assoziationen verknüpft: Raffke, Ausbeuter, Kapitalist. Der Arbeitnehmer dagegen ist im Zweifel immer Opfer, egal wie häufig manche auch krankfeiern.
Der Unternehmer in der “bad guy“-Rolle
Wer sich das Unternehmerbild in den Schulbüchern anschaut, wird sehr selten die positiven Seiten des Unternehmertums finden, obwohl sie der entscheidende Motor für technische und wirtschaftliche Dynamik sind. Das mediale Bild des Unternehmers wird ebenfalls fast ausschließlich von negativen Konnotationen geprägt. Man schaue sich stellvertretend dafür nur die Unternehmertypen an, die der sonntägliche Fernseh-Tatort seit Jahrzehnten zeichnet. Auch in politischen Talksendungen werden extrem selten die Unternehmerpersönlichkeiten eingeladen, die den selbständigen Mittelstand prägen. Oft sind es skurrile Exoten, denen von der einladenden Redaktion von vornherein die dramaturgische Rolle des „bad guy“ verpasst wird.
29 Millionen Arbeitnehmer in der Privatwirtschaft
29 Millionen sozialversicherungspflichtige Beschäftigte finden derzeit Arbeit in rund 3,5 Millionen privaten Unternehmen. 90 Prozent dieser Betriebe haben weniger als 10 Beschäftigte. Rund 14.000 Betriebe (0,41% aller Unternehmen) haben mehr als 250 Mitarbeiter. In diesen mittelgroßen und großen Betrieben arbeiten 45 Prozent aller Beschäftigten. Trotzdem ist die Mehrheit aller Arbeitnehmer im Land bei kleinen bis mittelgroßen Firmen beschäftigt, in denen in aller Regel die Eigentümer Seit an Seit mit ihren Mitarbeitern rackern. Umso erstaunlicher, dass sich das gesellschaftliche und mediale Bild des Unternehmers mit so vielen negativen Assoziationen verbindet.
Statt Gründermut lieber Lebenszeit-Verbeamtung?
Wer übrigens glaubt, der Staat sei der sozialere Arbeitgeber, täuscht sich. Nirgends gibt es so viele befristete Tätigkeiten wie im Öffentlichen Dienst – ob beim Bund, den Ländern oder den Kommunen. Nur der Beamtenstatus ist nach wie vor gefragt – selbst bei Hochschulabsolventen. Einmal dabei, immer dabei, unkündbar und mit ordentlicher Pension! Das flüstern sich manchmal sogar gestandene Mittelständler jenseits der 55 Lebensjahre als Botschaft zu, wenn die Rede auf die leidige Firmennachfolge kommt. „Meine Tochter will die Firma nicht übernehmen. Sie hat ihr Schäfchen im Trockenen und die Ernennung zur Landesbeamtin im Schuldienst in der Tasche.“
Man weiß nicht, ob man lachen oder heulen soll ob solcher Sätze aus Unternehmermund. Denn eines ist gewiss: Auch Beamte können nur bezahlt werden, wenn es in jeder Generation genügend Gründergeist gibt. Wenn neue Unternehmertypen mit neuen Ideen auf den Markt treten. Wenn eine immerwährende Auslese stattfindet, weil in der Marktwirtschaft das Bessere der Feind des Guten ist. Und weil ohne unternehmerischen Erfolg möglichst vieler Gründer wir selbst, aber erst recht unsere Kinder und Enkel keine Arbeit finden. Ohne Unternehmer keine Arbeitsplätze!
Hinweis: Der Beitrag erschien am 21. Juli 2017 in „The European“
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