Die Wirtschaft eines Landes blüht erfahrungsgemäß immer dann, wenn eine Wirtschaftsordnung ihren Akteuren genügend wirtschaftliche Freiheit lässt. In einem solchen Umfeld entwickelt sich eine Kultur der Übernahme von Risiken. Pionier- und Gründergeist entstehen, die Bevölkerung gewinnt eine positive Einstellung zu unternehmerischem Handeln. Dies fördert Entrepreneurship, die Wirtschaft wächst und gedeiht. Die Akteure werden belohnt für ihren Mut zu risikobehaftetem, selbständigem und kreativem Handeln.
Doch für florierendes, dynamisches Unternehmertum ist nicht nur eine liberale Ordnungspolitik eine zentrale Voraussetzung. Werden Unternehmer oder bestimmte Unternehmergruppen gesellschaftlich stigmatisiert, wird dynamisches Entrepreneurship ausgebremst. Das ist nicht anders als bei Krisen der Märkte oder fehlendem Humankapital. Das Gewicht der einzelnen Bremsfaktoren hängt von der spezifischen Situation eines Landes, eines Sektors, ja, sogar einer Branche und eines einzelnen Unternehmers ab.
Wie aber kann eine Gesellschaft den gewünschten Unternehmertypen mit geringstem Aufwand motivieren? Häufig vorgeschlagen werden in der Politik Subventionen und Steuererleichterungen, finanzielle Gründungshilfen und Nutzung staatlicher Infrastruktur, um Netzwerke zu bilden und zu fördern. Mit solchen Maßnahmen greift der Staat allerdings in den Marktprozess ein, anstatt die essenzielle wirtschaftliche Freiheit zu schaffen. Dies ist nun aber keinesfalls das, was erfolgreiche Unternehmer sich wünschen, um Unternehmertum zu fördern.
Was für erfolgreiche, dynamische Unternehmer wirklich zählt, versuchten wir in einer Befragung der Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus zu ermitteln. Der Maschinen- und Anlagenbau ist eine hochinnovative Wachstumsbranche – mithin handelt es sich bei seinen Unternehmern genau um jene Art von Entrepreneur, wie man sie für eine florierende Wirtschaft benötigt. Die Unternehmensleiter dieser Branche (Manager wie Selbständige) wurden befragt, welche Motive für den Unternehmer des Maschinen- und Anlagenbaus von welcher Bedeutung sind.
Dabei wurden intrinsische wie extrinsische Motive unternehmerischen Engagements zur Wahl gestellt. In direktem Vergleich zu diesen waren die Zukunftsperspektiven der Branche und die Konkurrenzsituation zu evaluieren. So kann man ermitteln, ob die spezifische Marktsituation im Maschinen- und Anlagenbau einen Einfluss auf die unternehmerische Aktivität hat. Zudem waren mit den staatlichen Regulierungen und der deutschen Steuergesetzgebung zwei staatliche Einflussfaktoren im Vergleich zu den intrinsischen und extrinsischen Motiven zu bewerten. Das Ansehen in der Gesellschaft schließlich testete die von der Gesellschaft ausgehenden Einflüsse auf die Motivation. Welcher dieser Faktoren den Unternehmer wie stark motiviert oder demotiviert, lässt sich direkt am Motivationsindex ablesen. Der Index beantwortet die Frage, weshalb Unternehmer des Maschinen- und Anlagenbaus in Deutschland unternehmen „wollen“.
Zentral für die Motivation des Unternehmers im Maschinen- und Anlagenbau sind die Möglichkeiten, eigene Ideen umzusetzen sowie sich selbst zu verwirklichen. Hinzu kommt das Gefühl, gegenüber den eigenen Mitarbeitern und deren Familien verantwortlich zu sein. Damit führen intrinsische Motive die Liste an, sie werden im Durchschnitt als bedeutsamer für die Motivation bewertet als andere Motive. Die Marktsituation im Maschinen- und Anlagenbau leistet ein Übriges – die Zukunftsperspektiven der Branche werden deutlich positiv bewertet. Die Familientradition spielt nur bei wenigen Unternehmern eine Rolle, so dass sie im Schnitt kaum ins Gewicht fällt. Erstaunlich ist das gute Abschneiden des Indexwertes für die Möglichkeit, Risiko zu übernehmen, sowie der Bewertung der Konkurrenzsituation. Hier schimmert der Pionier- und Gründergeist von Unternehmern durch, die risikobereit auch unter Konkurrenzdruck Spaß und Freude an ihrer Arbeit haben.
Was aber motiviert den Unternehmer nicht? Genau jener Faktor, der ihn eigentlich motivieren sollte, nämlich sein erwartetes Einkommen. Die Einkommenserwartung für Unternehmer im Maschinen- und Anlagenbau ist keine Motivation. Sie schneidet im Vergleich zu anderen Triebfedern denn auch deutlich schlechter ab. Während der Arbeitnehmer durch sein Lohneinkommen zur Arbeit motiviert wird, muss der Unternehmer sich durch andere Einflussgrößen als durch seine Einkommenserwartung motivieren. Nur jeder Vierte Unternehmensleiter gab an, durch seine Einkommenserwartung zum Unternehmertum motiviert zu werden. Hier existiert dabei auch noch ein deutlicher Unterschied zwischen Managern und Selbständigen zugunsten der Manager, die weit häufiger und stärker durch ihre Einkommensperspektiven angespornt werden. Es muss allerdings dahingestellt bleiben, ob dies durch eine faktisch höhere Entlohnung begründet ist, oder ob sich die Manager nur besser honoriert fühlen. Auch das Ansehen der Unternehmer in der Gesellschaft ist in Deutschland nicht wirklich eine Triebfeder unternehmerischen Engagements. Vielmehr schneidet es im Vergleich zu anderen Motiven deutlich schlechter ab (und weist daher einen negativen Indexwert auf).
Noch schlechter schneiden die deutsche Steuergesetzgebung und die staatlichen Regulierungen ab. Die Regulierungen wurden auch einzeln abgefragt. Der folgende Indexwert zeigt, welche staatlichen Hemmnisse den Unternehmer des Maschinen- und Anlagenbau nicht im gewünschten Ausmaß unternehmerisch tätig werden „lassen“. Wesentliche Hemmnisse für die Unternehmer sind der Kündigungsschutz und die starke Stellung der Gewerkschaften. Reformen am Arbeitsmarkt sind somit weiterhin notwendig – nicht nur für mehr Arbeitsplätze, sondern auch für mehr Unternehmertum.
Wichtig ist den Unternehmern zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zudem, dass sie in einem einfachen und stabilen Rechtsrahmen operieren können. Dieser muss transparent sein, er muss verlässlich sein und er muss mit möglichst geringen unnötigen administrativen Behinderungen einhergehen. Vor allem der bürokratische Aufwand, welchen die Unternehmer betreiben müssen, muss verringert werden. Wer insbesondere selbständiges Unternehmertum fördern möchte, muss das Regelsystem vereinfachen und die administrativen Bedingungen reduzieren und erheblich übersichtlicher gestalten.
Es kein Wunder, dass nur 22% der Unternehmensleiter sich durch den deutschen Staat und die deutsche Gesellschaft motiviert fühlen – und das, obwohl es sich hier zum größten Teil um erfolgreiche, wachsende Unternehmen in einer Branche mit guten Zukunftsperspektiven handelt. Dabei ist der Anteil der mit Staat und Gesellschaft Unzufriedenen unter den Selbständigen noch einmal erheblich geringer. Er liegt bei 16%, während die Manager immerhin noch zu einem guten Drittel mit den staatlichen Rahmenbedingungen zufrieden sind, d.h. sich durch diese motiviert fühlen.
Neben der Frage, was überhaupt zum Unternehmertum motiviert, lässt sich erkennen, inwieweit man das Wachstum bestehender Unternehmer fördern kann bzw. die befragten Unternehmen sich vergrößern „können“. Der Maschinen- und Anlagenbau ist eine Innovationsbranche, sein Wachstum fußt vor allem auf Forschungsaktivitäten und der Umsetzung neuer Ideen. Auch Netzwerke mit anderen Ideen sowie mit Forschungseinrichtungen leisten einen positiven Beitrag zum Unternehmenswachstum. Die staatliche Förderung hingegen ist kaum förderlich – ja, unter den Faktoren, von denen man einen positiven Beitrag zur Steigerung des Wachstums erwarten kann, ist staatliche Förderung die unwichtigste. Will man Unternehmenswachstum in innovativen, dynamischen Branchen voranbringen, ist es erheblich wichtiger, den Unternehmen dieser Branche nicht ihre Innovationspotenziale zu verbauen. Innovationen aber werden begünstigt durch
- einen guten Kapitalzugang vor allem im Bereich der Risikokapitalmärkte
- qualifizierte Arbeitskräfte,
- Flexibilität in der Rekrutierung und Entlassung von Arbeitskräften,
- und geringere administrative Hemmnisse.
Somit wundert es nicht, dass die Unternehmen wieder die staatlichen Regulierungen an die Spitze der Hindernisse stellen. Regulierungen bremsen Wachstum stärker als der Fachkräftemangel, der den durch den Einsatz von vielen Ingenieuren geprägten Maschinen- und Anlagenbau derzeit besonders trifft. Auch die Angst davor, Mitarbeiter entlassen zu müssen, und selbst die hohen Arbeitskosten werden zwar negativ, aber nicht so negativ gesehen wie die Regulierungen Denn Regulierungen können nichts zu Innovationen beitragen – außer ihnen eine Bremse zu sein. Auch Unternehmer sind sich weitgehend einig, was sie wollen: Mehr wirtschaftliche Freiheit.
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Dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Vor allem die Quintessenz „…Auch Unternehmer sind sich weitgehend einig, was sie wollen: Mehr wirtschaftliche Freiheit..:“ bringt es auf den Punkt. Als Selbständiger erlebe ich tagtäglich neue Überraschungen, vollkommen sinnlose und leistungsunabhängige Abgaben sowie die Regulierungswut staatlicher Einrichtungen in Verbindung mit einer Rechtsprechung, die man teilweise kaum noch als solche bezeichnen kann. In meinem Tätigkeitsbereich, dem Onlinemarketing, geht schon der Spruch um: Wenn Du ein Angebot wirklich sicher vor Abmahnungen und unerwarteten Forderungen machen willst, dann bring es erst gar nicht auf den Markt. Unternehmerfreundlichkeit sieht anders aus und hat mit dem, was hierzulange seitens der Politik vorexerziert wird, nichts zu tun.