Die EZB hat ihre geldpolitische Strategie überprüft und dabei nach eigenem Bekunden jeden Stein umgedreht. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat am 8. Juli die Ergebnisse der Strategieüberprüfung präsentiert. Die wichtigsten Punkte gingen zuletzt durch die Medien: So hat die EZB ihr Inflationsziel leicht angehoben und strebt nun nicht mehr wie bisher eine Inflationsrate von „unter, aber nahe bei 2 %“ an, sondern glatt 2 %. Das heißt, die EZB-Definition von Preisstabilität ist jetzt mit einer moderat höheren Inflationsrate verbunden. Für Schlagzeilen hat auch gesorgt, dass die EZB die Folgen des Klimawandels künftig berücksichtigen wird – das bedeutet möglicherweise den Einstieg in eine Art „grüne“ Geldpolitik.
Über diese Themen diskutieren Dr. Katrin Assenmacher, EZB (Leiterin der Abteilung für Geldpolitische Strategie) und Dr. Jörn Quitzau, Berenberg.
Aus dem Inhalt:
Doppelbelastung: Strategieüberprüfung und Kampf gegen die Corona-Krise (ab Minute 02:09) +++
Was spricht für das neue Inflationsziel von 2 %? (ab Minute 04:08) +++
Welche Rolle spielen die Vermögenspreise? (ab Minute 17:13) +++
Grüne Geldpolitik? Die EZB berücksichtigt Aspekte des Klimawandels (ab Minute 24:22) +++
Wieviel Bundesbank steckt noch in der EZB? (ab Minute 33:36) +++
Die Referenten:
Dr. Katrin Assenmacher – Leiterin der Abteilung für Geldpolitische Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB)
Frau Dr. Katrin Assenmacher leitet seit 2016 die Abteilung für Geldpolitische Strategie im Generaldirektorat Volkswirtschaft der EZB. Von 2010 bis 2016 war sie Leiterin der Abteilung für Geldpolitische Analysen der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
Frau Dr. Assenmacher schloss ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn ab, wo sie ebenfalls promoviert und habilitiert wurde. 2004 trat sie in die Forschungsabteilung der SNB ein. Während ihrer Anstellung bei der SNB hielt sie Vorlesungen über Geldpolitik und Makroökonomie an den Universitäten Zürich und Bern. Von 2012 bis 2016 war sie zudem Mitglied im Forschungsbeirat der Tschechischen Nationalbank.
Forschungsaufenthalte führten Frau Dr. Assenmacher als Gastwissenschaftlerin an die Federal Reserve Bank of St. Louis, die Österreichische Nationalbank, die EZB und die Universitäten von Kopenhagen und Südkalifornien. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Geldpolitik und der Zeitreihenanalyse. Sie hat zahlreiche Artikel zu wirtschafts- und geldpolitischen Themen in internationalen akademischen Zeitschriften veröffentlicht und ist Mitglied des Redaktionsbeirats der EZB Arbeitspapiere.
Dr. Jörn Quitzau ist Leiter Wirtschaftstrends beim Bankhaus Berenberg. Zuvor war er Senior Economist bei Deutsche Bank Research. Gemeinsam mit Prof. Dr. Norbert Berthold ist er Initiator dieses Podcasts.
Blog-Beiträge zum Thema:
Uwe Vollmer: Zum Strategiewechsel des Eurosystems. Viel Lärm um (fast) Nichts?