„Bank robbers should not expect banks to honor their safe deposit boxes.“ (Lawrence H. Summers, Philip Zelikow und Robert B. Zoellick) Die deutsche Vogel-Strauß-Politik gegenüber Russland ist zu Ende. Dafür hat der russische Überfall auf die Ukraine gesorgt. Die „Minsk-Krim-Strategie“ des Wegschauens ist gescheitert. Am 22. Februar 2022 wurde offensichtlich, die (deutsche) Appeasement-Politik war ein Fehlschlag. Es war eine schlechte Idee, Russland im Donbas und auf der Krim militärisch gewähren zu lassen, wirtschaftlich aber so zu tun, als wäre nichts passiert. Und es wäre strategisch ein Schuss ins eigene Knie, die Ukraine nach dem russischen Überfall ihrem Schicksal zu überlassen. Aussitzen lässt sich das Problem nicht mehr. Die freiheitliche Welt muss Farbe bekennen. Das hat sie getan, wenn auch meist zu spät, oft nur widerwillig und noch immer viel zu wenig. Sie unterstützt die Ukraine mit Nothilfen und Sanktionen gegen Russland. Hilfen beim Wiederaufbau sollen folgen. Die bisherigen militärischen, finanziellen und humanitären Hilfen sollten nicht klein geredet werden. Teilweise wurde aber mehr versprochen als tatsächlich geliefert. Mit Sanktionen gegen Russland reagierten G7 und EU relativ schnell. Wirklich gewirkt haben sie aber (noch) nicht. Das liegt auch an der mangelnden Solidarität einiger westlicher Länder, die Schlupflöcher aktiv nutzen. Über die Hilfe zum Wiederaufbau wird bisher nur geredet. Die Situation ist allerdings in der (jüngeren) Geschichte wohl einmalig. Russland hat mit den im Westen eingefrorenen 316 Mrd. Dollar an finanziellen Aktiva schon mal einen „Vorschuss“ auf die Reparationen geleistet, die fällig werden, wenn der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zu einem Ende kommt.
Norbert Berthold