Achtung Statistik
Wer ist besser: THW Kiel oder Bayern München?

Bayern München wurde gerade mit einer in vielerlei Hinsicht historischen Saisonleistung Deutscher Fußballmeister. Aber an dieser Stelle wird der norddeutsche Handballfan natürlich einwenden, dass dies nichts im Vergleich zur Leistung des THW Kiel in der Vorsaison war, in der die Kieler alle Spiele gewannen. Aber lassen sich solche Erfolge in unterschiedlichen Sportarten eigentlich einfach miteinander vergleichen? Tatsächlich ist es so, dass es in einem Fußballspiel häufig 20 und mehr Torgelegenheiten gibt, aber im Durchschnitt nur etwa drei Tore fallen. Es sind also nur wenige Torgelegenheiten tatsächlich erfolgreich und der Zufall spielt somit ganz offensichtlich eine bedeutsame Rolle. Hingegen fallen in einem Handballspiel häufig 50 und mehr Tore und ein hoher Anteil der Angriffe endet mit einem erfolgreichen Torwurf. Der Zufall spielt eine geringere Rolle.

Dieser Unterschied hat eine große Bedeutung für den Ausgang eines Spiels. Konkret hat dies der Physiker Eli Ben-Naim mit Kollegen für Ligen aus Großbritannien und den USA über viele Jahrzehnte untersucht. Das Ziel war es, herauszufinden, wie oft Spiele im Fußball, Eishockey, Basketball, Baseball und American Football überraschend ausgegangen sind, also mit einer Niederlage des eigentlich favorisierten Teams. Und tatsächlich lag die Wahrscheinlichkeit, dass das eigentlich schwächere Team gewann, im Fußball 50 Prozent höher als zum Beispiel beim Basketball – einer Sportart mit hohen Korbzahlen. Fußball ist also viel stärker vom Zufall abhängig und somit spannender in Bezug auf den Ausgang des Spiels.

Dieses statistisch erklärbare Resultat lässt sich auch an den Endständen der Bundesligen nach einer Saison ablesen: Zwischen 2007/08 und 2011/12 hatte der Deutsche Meister im Fußball im Durchschnitt knapp 3 Mal so viele Punkte wie das letztplatzierte Team in der Bundesliga am Ende einer Saison. Im Handball hingegen erreichte der Deutsche Meister etwa 10 Mal so viele Punkte wie das letztplatzierte Team in der Bundesliga am Ende einer Saison. Zum Glück werden die norddeutschen Derbys zwischen dem THW und der SG Flensburg-Handewitt aber auch in Zukunft von Spannung geprägt sein, denn – Statistik hin oder her – bei zwei Top-Teams bleibt auch im Handball der Ausgang des Spiels immer offen.

Björn Christensen und Sören Christensen
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