„Geld allein macht nicht unglücklich.“ (Straßenbahnwerbung der Volks- und Raiffeisen-Bank Würzburg)
Für die Banken kommt es gegenwärtig knüppeldick. Ihnen wird für (fast) alle Übel dieser Welt die Schuld zugewiesen. Eine wachsende Mehrheit (wütender) Bürger ist es leid, die finanzielle Suppe auszulöffeln, die ihnen nicht lernwillige Bankster immer wieder einbrocken. Opportunistische Politiker aller Couleur leisten verbal Widerstand gegen die finanziellen Bösewichte. Und nun schießt auch noch die Wirtschaftsredaktion der FAS, das ordnungspolitische Gewissen der FAZ, gegen die (Groß-)Banken. Sie schlägt sich auf die Seite der linken Kritiker und empört sich über heuchlerische Banken. Die Finanzinstitute sind die Schurken in einem üblen Spiel, in dem die Politik die Steuerzahler für bankenmäßiges Fehlverhalten zur Kasse bittet.
Der Stein ihres Anstoßes ist: „Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren – so lautet das skandalöse Geschäftsmodell der Banken. Mit diesem Modell haben sie die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht. Sie täten es heute wieder: Banken sind verantwortlich dafür, dass der Ruf der Marktwirtschaft tief in Misskredit kam. Und sie tun bis heute viel zu wenig, diesen Schaden zu heilen.“ Rainer Hank und Winand von Petersdorff fordern als geeignete Remedur eine 25 %ige Eigenkapitalquote der widerspenstigen, heuchlerischen Banken: „Was also tun, wenn die Banken nicht freiwillig ihr Kapital erhöhen? Dann muss man sie zwingen.“ Der Kredit der Banken ist nun auch bei der FAS aufgebraucht.
Banken als finanzielle Bösewichte
In der Finanzkrise machten die Banken eine denkbar schlechte Figur. Viele drehten ein zu großes Rad, gingen zu hohe Risiken ein, vernachlässigten Systemrisiken und hielten viel zu wenig Eigenkapital. Das Risikomanagement war ineffizient, systemische Risiken wurden ausgeblendet. Ineffiziente Regulierungen erleichterten das Fehlverhalten, die Unterlegung ihrer Geschäfte mit Eigenkapital war mangelhaft. Das eigentliche Problem war und ist allerdings „moral hazard“. Die sichere Hilfe des Staates im Ernstfall verführte die Banken dazu, halsbrecherische Risiken einzugehen. Dieses dysfunktionale institutionelle Arrangement privatisiert Erträge riskanter Geschäfte und bürdet den Steuerzahlern die Kosten auf.
Als die Blase schließlich platzte, nahmen Banken skrupellos Staaten als Geiseln. Oft leistete die Politik allerdings Beihilfe zur eigenen Geiselnahme: Eine bevorzugte steuerliche Behandlung von Fremdkapital, fehlende Transparenz bei Zweckgesellschaften und falsche Risikogewichte bei Staatsanleihen in den Bankbilanzen. Auch Notenbanken begünstigten riskantes Verhalten. Eine zu expansive Geldpolitik bereitete den Boden für billiges Geld und geringe Risikoprämien. Private und Staaten verschuldeten sich übermäßig. Den Anreizen konnten sie nicht widerstehen. Handlung und Haftung gerieten aus der Balance. Höhere Eigenkapitalquoten sind geeignet, Abhilfe zu schaffen.
Opportunistische Politiker als Täter
Der Kern des Problems liegt allerdings tiefer. Der Euro hat die Risikofreude der Banken weiter erhöht. Die Aussicht auf einen Haftungsverbund in der Eurozone hat die Banken zu noch riskanteren Geschäften verführt. Tatsächlich hat aber die Eurokrise gezeigt, dass die Banken nicht nur Täter, sondern auch Opfer sind. Der Grund liegt auf der Hand: Staatspapiere sind nicht mehr risikolos. Eine verantwortungslose Schuldenpolitik hat aus Teilen der Staatsanleihen toxische Papiere gemacht. In den Bankbilanzen lagert nun neben privatem auch staatlicher finanzieller Giftmüll. Um den Zusammenbruch der EWU zu verhindern, lagert die EZB einen Teil des Giftmülls der Banken zwischen.
Ohne die Hilfe der Banken, sind viele Staaten aufgeschmissen, ihre Defizite in den Haushalten zu decken. Die Banken sind die eigentlichen Finanziers der nicht steuerfinanzierten Haushaltslöcher. Sie halten den größten Teil der Staatspapiere. In den europäischen Krisenländern noch mehr als anderswo. Die Politik wird deshalb den Teufel tun, höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung der Banken durchzusetzen. Mit einem solchen Schritt würde sich die staatliche Verschuldung mit einem Schlag verteuern. Die billige Finanzierung über die Banken wäre passé. Der opportunistischen Politik bliebe nichts anderes übrig als die Ausgaben grundlegend zu überdenken: Ein Albtraum für jeden Politiker.
Zukunftsvergessene Wähler als Sünder
Es ist ebenfalls zu kurz gesprungen, der Politik die Schuld am finanziellen Schlamassel zu geben. Der Schluss liegt zwar nahe, weil die Politik die Staatsverschuldung diskretionär nutzt, um Wahlen zu gewinnen. Ihre Kunst besteht darin, möglichst viele Gruppen spürbar zu begünstigen und die finanziellen Lasten möglichst unfühlbar auf die breite Masse der Bevölkerung zu verteilen. Tatsächlich fordern die Wähler immer neue Leistungen, wollen aber dafür immer öfter nicht bezahlen. Staatliche Verschuldung scheint dieses Kunststück möglich zu machen. Tatsächlich leben gegenwärtige auf Kosten künftiger Generationen. Der Schuldenkrug geht aber nur solange zum Brunnen, bis er bricht. Staatsanleihen werden unsicher.
Staatliche Papiere sind nicht per se toxisch. Werden die finanziellen Mittel sinnvoll investiert, profitieren davon alle, gegenwärtige und zukünftige Generationen. Das Problem entsteht erst, wenn die Mittel konsumtiv eingesetzt werden. Das ist der Fall. Der wichtigste Treiber ist der Sozialstaat. Ein Großteil der auf Pump finanzierten staatlichen Leistungen wird für konsumtive Zwecke verausgabt. Diese Ausgaben sind aber meist Ausgaben, um die Vergangenheit zu bewältigen, nicht um die Zukunft zu gestalten. Der Status quo dominiert. Die Chancen für wirtschaftliches Wachstum werden verspielt. In hochverschuldeten Ländern explodieren über kurz oder lang die Risikoprämien für Staatspapiere.
Die Moral von der Geschicht
Die Banken als unbelehrbare, verantwortungslose Glücksritter zu verteufeln, die auf Kosten der Steuerzahler ihre Spiele spielen, trifft den Kern der Probleme auf den Finanzmärkten nur bedingt. Es ist zwar ökonomisch gefährlich und politisch unerträglich, dass Banken die Staaten in Geiselhaft nehmen können. In der Finanzkrise waren die Banken vor allem Täter. Notwendig ist eine radikale Reform des Bankensystems. Höhere Eigenkapitalquoten schieben einen Riegel vor. In der Eurokrise sind allerdings die Banken eher Opfer, die politisch genötigt werden, toxische Staatspapiere ihre Länder zu kaufen. Auf den ersten Blick sind die Politiker die Bösewichte. Die werden aber auch von gegenwartsversessenen und zukunftsvergessenen Wählern getrieben. Beide wollen mehr staatliche Leistungen auf Pump.
Vor über zwei Jahren schrieb ich deshalb in einem Beitrag für diesen Blog: „Kein Wunder, dass Politiker und Wutbürger nach Sündenböcken suchen. Es ist Heuchelei, allein die Banken für das finanzielle Schlamassel verantwortlich zu machen. Ein jeder kehre zuerst vor der eigenen Tür. Der Lackmustest, wie es die Wähler mit der Staatsverschuldung halten, ist die Reform der Ausgabenseite.“ Und der fällt negativ aus, nicht erst seit dem Vertrag der Großen Koalition. Eine ernsthafte Reform staatlicher Ausgaben stößt auf erbitterten Widerstand. Besitzstände sind sakrosankt. „Die Bürger wollen nicht für das bezahlen, was sie vom Staat erhalten. Wir verschulden uns weiter zu Lasten künftiger Generationen und protestieren gegen die Banken. Das ist Pharisäertum pur.“
Fazit
Der Bankensektor muss reformiert werden. Die geplante Bankenunion löst das Problem des „moral hazard“ nicht. Ein Leben auf Kosten von Dritten ist erst dann nicht mehr möglich, wenn Handlung und Haftung zusammenfallen. Nur so wird verhindert, dass Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden. Das Prinzip von Handlung und Haftung gehört zur DNA der Ordnungspolitik. Andrew Haldane, der Exekutivdirektor für Finanzstabilität der Bank of England, hat vorgeschlagen, dieses Prinzip mit einer einfachen Regel zu installieren: Einer signifikant höheren Eigenkapitalquote der Banken. Der Nobelpreisträger Eugene Fama teilt seine Meinung. Martin Hellwig fordert 20 – 30%. Das gefällt aber weder Bankern noch Politikern und auch nicht den Wählern.
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Wir Bankenhasser
Rainer Hank und Winand von Petersdorff
Norbert Berthold wirft uns in seinem Ordnungsruf „Die Bankenhasser von der FAZ“ „Heuchelei“ vor und dass wir nur kurz und nicht lang springen können. Das lassen wir nicht auf uns sitzen.
1. Niemand hat behauptet, die Banken „allein“ seien für den „finanziellen Schlammassel“ verantwortlich. Wir auch nicht. Unser Beitrag hebt darauf ab, dass gute Ordnungspolitik nicht nur Staatskritik, sondern auch Bankenkritik sein muss. Ganz im Sinne der Devise von Rajan/Zingales: Saving Capitalism from the Capitalists (2004). Und die schlimmsten Kapitalisten dieser Tage sind nun einmal die Banken. Dass Sahra Wagenknecht dies auch sagt, stört uns nicht. Wo die Dame recht hat, hat sie recht.
2. Bertholds Behauptung, die Banken seien zwar in der Finanzkrise Täter, in der Eurokrise aber Opfer, können wir nicht nachvollziehen. Dazu fehlt uns nicht nur das nötige Mitleid, sondern auch ein gutes Argument. Dass Staaten aus Eigeninteresse kein Eigenkapital der Banken für ihr Geschäft mit Staatsanleihen verlangen, leuchtet uns ein. Dass aber die Banken – angeblich „Experten für das Risiko“ – ihrerseits keine Sicherheiten für diese Geschäfte getroffen haben, ist damit nicht entschuldigt. „Es wäre ihnen nicht verboten gewesen, Staatskredite mit Eigenkapital zu unterlegen“, hat Otmar Issing einmal lakonisch bemerkt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Es sei denn unsere Conclusio, wenn sie es nicht freiwillig machen, muss man sie eben zwingen.
3. Die Eurokrise als tiefere Ursache der Bankenkrise zu identifizieren, überzeugt uns ebenfalls nicht. Fakt ist: Die Banken machen ihre Geschäfte, wo sie können. Das sollen sie auch, aber nicht auf unsere Kosten. Sie dürfen jedes Risiko eingehen und ihren „leverage“ vergrößern, solange sie für den Schadensfall gerüstet oder bereit sind unterzugehen. Wenn die amerikanische Politik aus sozialen Erwägungen viele Eigenheimbesitzer wünscht und die Hypothekenkredite künstlich verbilligt, lassen die Banken sich das nicht zweimal sagen und machen bei der Verbriefung der Kredite munter mit. Und wenn der Euro die Verschuldung für die Mitgliedsländer verbilligt, sind sie wieder dabei. Opfer sehen anders aus.
4. „Moral Hazard“ ist das Grundproblem, das Ordnungspolitik bekämpfen muss. Da sind wir uns mit Norbert Berthold einig. Der Anreiz der Banken, durch Wachstumsstrategien aller Art „too big to fail“ und „too interconected to fail“ zu werden, muss als gefährliche Machtstrategie entlarvt werden. Für das Phänomen der Macht sind Marktwirtschaftler (trotz Freiburger Schule und Public Choice) häufig blind, wie Lisa Herzog in ihrem neuen Buch „Freiheit gehört nicht nur den Reichen“ (http://www.chbeck.de/Herzog-Maria-Freiheit-gehoert-Reichen/productview.aspx?product=13061927) zeigt. Die Liberalen meinten, der Markt wirke allein durch das Gesetz des Wettbewerbs als „Entmachtungsstrategie“. Den Banken gelingt es offenbar (gewiss, mit tatkräftiger Unterstützung durch die Staaten), den Wettbewerb zu unterlaufen. Sie setzen ihr Drohpotential ein, den Steuerzahler als ewig währenden Outbailer an ihrer Seite zu ziehen. Wenn der Markt nicht imstande ist, das zu ändern, muss es der Staat tun. Da hat Eugene Fama recht. Der Mann steht nicht im Verdacht, ein Sozialist zu sein.
5. Aber wenn der Staat gar kein Interesse daran hat, die Banken zu regulieren? Dann haben wir ein Problem. Dass es ein teuflisches Bündnis zwischen Banken, Staaten und Bürgern gibt, bestreiten wir nicht. Womöglich hätte ein deutlicher Verweis auf diese Kumpanei unserem Artikel nicht geschadet. Daraus darf unseres Erachtens kein Fatalismus folgen. Das ist ja gerade die Aufgabe von Aufklärung, den Verblendungszusammenhang zu sprengen: Den Wirtschaftsbürgern zu zeigen, dass es wider ihre Interesse ist, dass die Wohltaten des Sozialstaats den teuren Bailout der Banken zur Voraussetzung haben. Aufgeklärte Bürger zwingen ihre Staaten, den Banken härtere Kapitalvorschriften zu machen. Naiv! Mag sein – so naiv wie jede gute Erkenntnis eben. Und übrigens: Selbst wenn wir im besten aller Staaten lebten, der verantwortlich mit seiner Verschuldung umginge, gibt es keinen Grund, den Banken zu trauen. Es bliebe in ihrem Interesse, die Gewinne riskanter Geschäfte in Boni zu verwandeln, wenn sie Fehlspekulationen auf die Bürger überwälzen können. Selbst der beste aller Staaten (von deutschen Ordnungspolitikern als Philosophen-Architekten konstruiert) muss dafür sorgen, dass bei den Banken das Haftungsprinzip durchgesetzt wird.
P.S. Die FAS führt am übernächsten Sonntag (5. Januar) die Debatte mit Beiträgen von Tom Mayer, Martin Hellwig und Lisa Herzog weiter.
Was die Bürger betrifft, so möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass meiner Meinung nach nur ein über die Konsequenzen und Zusammenhänge entsprechend aufgeklärter Bürger, die Auswirkungen von „Staatsverschuldung“ überhaupt korrekt einordnen und begreifen kann.
In meinem Umfeld befinden sich zu 80% Akademiker. Von einigen Wiwis abgesehen, sind Niemanden diese Zusammenhänge bewußt, geschweige denn, wie Geldschöpfung durch Geschäftsbanken überhaupt funktioniert.
Das findet sich nämlich in der Schule auf (fast) keinem Stundenplan! (Meiner Meinung nach geschah und geschieht das übrigens mit Absicht) Erst wenn jemanden die relevanten Informationen in verständlicher Form zur Bewertung vorliegen, vermag man sich auch ein Urteil bilden zu können.
Es geh also auch darum, welche Informationen zurückgehalten bzw, falsch und/oder verdreht kommuniziert wurden und werden.
Bezüglich des Euros erinnere ich mich z.B. an die politischen Aussagen zur Zeit vor der Einführung 2002. Wenn alle politischen Parteien wie seinerzeit ein gemeinschaftliches Haftungsrisiko als reines Schreckgespenst abtun, etwas was de facto unmöglich ist, denn wir haben ja die entsprechenden Verträge (lach)! Wenn Pro/Contra gar nicht öffentlich diskutiert wird, wie soll man sich da ein Gesamtbild machen?
Aufklärung tut hier dringend Not! Wobei ich persönlich dem öffentlich rechtlichen Rundfunk hier schwerste Versäumnisse vorwerfe! Soweit mir bekannt, herrscht aber hier auch ungehemmte politische Einflussnahme. Insofern kann ich mir bereits denken, wer diese Versäumnisse zu verantworten hat!
Wünsche einen guten Rutsch!
ein paar Anmerkungen zu Rainer Hank &Co’s Eintrag:
zu 1. was ist an Kapitalismus falsch? Bedeutet er doch nur, dass die Produktionsmittel in privater Hand sind, und nicht Volkseigentum, wie beim Sozialismus. Insofern kann ich getrost jede Aussage Sahra Wagenknechts zu ökonomischen Themen als bloßen, unqualifizierten Unfug einordnen. Die Dame hat wie 99% der Politiker/innen keine Ahnung von den Themen über die sie redet. Insbesondere bei Wirtschaftsfragen fällt mir das auf. Im Übrigen sollten wir froh sein, dass die Banken wieder Geld verdienen. Ansonsten stiege hierzulande wieder die Arbeitslosigkeit. Denn nicht die Einkunftsmillionäre würden arbeitslos werden, sondern der stinknormale Bankmitarbeiter in der Filiale um die Ecke, der nur ein durchschnittliches Angestelltengehalt bekommt.
zu 2. Immerhin finanzieren die Banken die Staatsverschuldung – wie Herr Berthold richtig feststellt – damit Politiker das dumme Wahlvolk blenden können. Insofern sollten weder Politiker, noch andere Personen die Hand die sie füttert beißen. Es sei denn, man kann die Zentralbankgeldschöpfung in politische Hand bekommen. Dann hätte sich auch das erledigt.
zu 3. Journalisten machen Ihre Geschäfte auch nur wo sie können. Ohne Rücksicht auf irgendjemanden oder irgendetwas. Siehe die Kausa Wulff. Wegen alberner 700 EUR wird ein mediales Fegefeuer inkl. Vorverurteilungen abgefackelt, und am Ende bleibt nichts davon übrig. Es stellt sich heraus, dass die journalistische Kaste in diesem Land, die sich dazu erhebt unantastbar und unfehlbar zu sein, schlichtweg sehr viel geschriebenen Müll produziert, der niemandem auf dieser Welt etwas nützt. Von dem, was im TV abgeht – auch bei ARD, ZDF & Co – ganz zu schweigen. Es ist besser, den Fernseher nicht einzuschalten.
zu 5. Es gelingt leider allzu selten, dass die Bürger in diesem Lande aufgeklärt werden. Zeitungen wollen hohe Auflagen, und stellen daher viele Dinge falsch dar, bzw. überzeichnen oft, allzu oft. Zudem gibt es in jedem Land eine träge Masse in der Bevölkerung, die intellektuell nicht in der Lage sind, die Themen kritisch zu betrachten. Denen bringt eine Aufklärung nichts, weil sie im Gehirn derer nicht ankommt. Das sind die Opfer unserer Politiker. Jeder trägt also sein Schärflein dazu bei, das es so ist, wie es ist.
Dennoch bleibe ich dabei: der Pessimist ist der einzige Mist, auf dem nichts wächst….alles wird gut.
“ Die Politik wird deshalb den Teufel tun, höhere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung der Banken durchzusetzen. Mit einem solchen Schritt würde sich die staatliche Verschuldung mit einem Schlag verteuern. Die billige Finanzierung über die Banken wäre passé.“
Warum? Warum sollte es nicht möglich sein, über einen Zeitraum von z.B. 10 Jahren diese EK-Quote aufzubauen – einfach indem Teile der Gewinne angespart werden?
@leonie: Das liegt daran, dass Aktionäre üblicherweise hohe Ausschüttungen, sprich Dividende, sowie Kursgewinne sehen wollen. wenn nun weniger Dividenden ausgeschüttet werden, meiden insbesondere die höhervolumigen Aktionäre, wie Fonds, die betreffende Aktie. ein Absinken des Kursniveaus kann die Folge sein. Zudem werden die EK-kosten im Kreditzins untergebracht, sprich einkalkuliert. Kredite werden daher teurer, und der Staat schneidet sich ins eigene Fleisch.
Also ich glaube bei all der Diskussion hier kommen wir wirklich nicht zum Kern der Sache. Eine Währung, egal wo sie nun ist, ist doch ein staatliches Instrument. Die Banken können natürlich unter dem Souverän durch ihre eigene Geldschöpfung leverage in dem Zahlungsinstrument aufbauen oder abbauen. Die Frage ist inwieweit Sie darüber selber noch Kontrolle haben. Ich vertrete die Auffassung ( und das kann natürlich subjektiv falsch sein, ganz einfach weil meine Sichtweise anders ist ), dass sie es nicht haben. Dazu spielen viel zu viele sozial-, wirtschafts- und fiskalpolitische Entscheidungen eine Rolle, die NICHT im Handlungsfeld der Banken liegen sondern in Händen des Souveräns – hier der Politik. Inwieweit diese mit den „Banken“ ( und hier bitte ich um Differenzierung nach Geschäftsfeldern und Aufbaustruktur ) paktieren oder gegenseitig beeinflusst werden bleibt im Verborgenen. In einem Rechtsstaat sollten dazu allerdings klare Regeln gefasst worden sein, die es einzuhalten gilt – ansonsten ist man in einer Bananenrepublik anzutreffen. Und so kommen wir, wenn auch abgekürzt und nicht ordnungsgemäß wissenschaftlich abgefasst, zu der Erkenntnis, dass etwas mit der Ordnung des Geldwesens dann an sich nicht stimmen kann. Für mich steht eine Rückkehr zu einem Goldstandard ( oder zumeindest in abgewandelter Form – ohne die bloße Hinterlegug durch Staatsschuldtitel ) ganz oben auf der Liste – allerdings ist dies eine politische Entscheidung auf Ebene der UN und da bezweifle ich dass es eine Mehrheit geben wird. Es ist arg kompliziert und ich denke allein in Deutschland wird man da nichts ausrichten können.
Um noch einmal auf die graue „Theorie“ zurück zu kommen. Keynes hat ein Problem mit seiner Theorie nämlich genau dann, wenn es um neue Prozesse geht. Das gesamte makroökonomische Gerüst fusst darauf, dass kurzfristige Rigiditäten durch Feinsteuereung abgebaut werde sollen um auf den selben Pfad der vorherigen Prozesse zurückzukehren. Dazu gehört auch die Steuerung über die EK-Quote. Was aber, wenn die Prozesse zu einem Erliegen gekommen sind, weil die komplette Struktur der menschlichen Arbeits-, Wertschöpfungs,- und Produktionskette sich verändert hat. Dann häuft man nur noch Schuldtitel an, die letztlich mit der Realität nichts mehr zu tun haben. Und ich glaube in einem solchen Szenario befinden wir uns. Wir befinden uns in einer Sinnkrise des Verständnisses menschlichen Wirtschaftens ( zumindest in der westlichen Welt ).
Hier ist das Abstract des Papiers „The Financial Sector and Economic Growth in a Panel of Countries“ von Klaus Gründler und Jan Weitzel, das versucht, den Beitrag des finanziellen Sektors zum wirtschaftlichen Wachstum zu quantifizieren:
„Does the financial sector contribute to economic growth? While most of the studies carried out before the Financial Crisis tend to answer this question with ‚yes‘, recent empirical work provides that the opposite is true. We study these new findings in detail, applying GMM und 3SLS estimations of simultaneous equation models that cover a comprehensive set of growth determinants proposed by theory and recent empirical work. It turns out that finance in general exerts a positive influence but this influence vanishes in the development process and eventually becomes negative. While finance still boosts growth in developing countries, a growing financial sector hinders the increase of incomes in rich economies.“
Ja, sehe ich genauso – guter Beitrag.
Gabor Steingart hat in seinem letzen Buch „Unser Wohkstand und seine Feinde“ dieses fatale Zusammenspiel von Politikern und Bankern (mit freundlicher Unterstützung der Notenbanken) systematisch und historisch beschrieben und mit einem schlagenden Begriff belegt: Bastardökonomie.
Zu „Ehren“ von Master Faber:
http://www.youtube.com/watch?v=FFnP7gxBZ7A